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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 14.12.2003


Der menschliche Makel
Gaby Miericke-Rubbert

Ein Literaturprofessor, der auszog, der Rassendiskriminierung zu entfliehen und eine College-Putzfrau (Nicole Kidman), die das Glück im Unglück sucht




Am Anfang sehen wir das Ende der Geschichte: ein Auto kommt von der Fahrbahn ab und stürzt in einen zugefrorenen See. Wir sehen die Insassen des PKWs, ein ungleiches aneinandergeschmiegtes Paar, er - ein angegreister Mittsechziger, sie - etwa dreißig Jahre jünger und gutaussehend, beide glücklich verliebt.

Das war die letzte Etappe des Literaturprofessors Coleman Silk (Anthony Hopkins), dessen bewegtes Leben in Rückblenden gezeigt wird. Wir erfahren von der großen Lüge, auf die er jahrzehntelang seine persönliche und akademische Karriere erfolgreich aufgebaut hat, als er in der rassistischen US-Gesellschaft der Nachkriegszeit seine afroamerikanische Herkunft in die Identität eines jüdischen Ostküsten-Intellektuellen eintauscht. Bis schließlich eine unbedachte Äußerung seinerseits ihm zum Verhängnis wird, das Kartenhaus zusammenbrechen läßt und er selbst als hellhäutiger Farbiger des Rassismus bezichtigt wird. Welche Ironie des Schicksals!

Coleman verliert seinen Job, seinen Ruf, seine Frau. Und findet einen Neuanfang in der Begegnung mit zwei Menschen, die ihn in seinem letzten Lebensabschnitt begleiten werden und mit denen ihn eine intensive emotionale Beziehung verbinden wird. Da ist Nathan (Gary Sinise), ein zurückgezogen lebender, ausgebrannter Schriftsteller und die College-Putzfrau Faunia (Nicole Kidman) mit einer düsteren, selbstzerstörerischen Persönlichkeit. Alle drei, vom Leben enttäuscht, beginnen nun gerade sich gemeinsam münchhausenlike aus dem Sumpf der Negativerfahrungen herauszuziehen, als Faunias psychisch schwer kranker Ex-Ehemann (Ed Harris) dem aufkeimenden Glück ein jähes Ende bereitet ....

Eine hervorragende Verfilmung der gleichnamigen Romanvorlage des amerikanischen Erfolgsautors und Pulitzerpreisträgers Phillip Roth. Die filmische Umsetzung fängt bedrückend treffend die düstere, beklemmende Stimmung des Dramas ein, die Figuren werden durch eine hochkarätige Schauspielerbesetzung in ihrer Ambivalenz und Tragik nahe gebracht. Und trotz aller Schwere, Krisen und Freudlosigkeit blinzelt ab und zu ein Funken Güte, Würde und Glück durch.

Ein Film, der uns ergreift und zum Nachdenken über "Menschliche Makel" anregt.



Der menschliche Makel
Regie: Robert Benton
nach dem gleichnamigen Roman von Phillip Roth
DarstellerInnen: Nicole Kidman, Anthony Hopkins, Ed Harris, Gary Sinise, Wentworth Miller u.a.
Kinostart: 18. Dezember 2003
108 Minuten
USA 2003



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Beitrag vom 14.12.2003

AVIVA-Redaktion